Integration ausländischer Fachkräfte
Ein langer Weg
Im letzten Teil unserer Folge zur Integration ausländischer Fachkräfte berichteten wir über den beruflichen Neuanfang der Pflegefachkraft Akjif M. Er kam vor fünf Jahren nach Deutschland, um in der Klinik Kipfenberg der Vamed-Gruppe in seinem Beruf zu arbeiten.
Akjif M. kommt aus Nordmazedonien und hat dort eine Ausbildung zum Krankenpfleger abgeschlossen. Anschließend begann er ein Medizinstudium unter großen finanziellen Be- lastungen. Denn ohne Bestechung sei ein Studium kaum möglich, erinnert sich der heute 33-Jährige. Er war froh, von der Heimerer Akademie, ein Bildungsinstitut mit Spezialisierung auf die Vermittlung internationaler Pflegefachkräfte, ein Angebot für einen beruflichen Neuanfang in Deutschland zu bekommen. Die Aussicht auf moderne Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine stabile berufliche Perspektive überzeugten ihn – ebenso der Wunsch, seinen Kindern bessere Bildungs- und Zukunftschancen zu ermöglichen. Der Weg bis zur Ausreise dauerte über ein Jahr. Während dieser Zeit erwarb Akjif M. Deutschkenntnisse auf B2-Niveau, bestand die Sprachprüfung und bereitete alle erforderlichen Dokumente für die Anerkennung seiner Qualifikation vor. „Die Übersetzungen, Beglaubigungen und Antragsverfahren waren teuer und nervenaufreibend. Ein kleiner Fehler konnte alles verzögern“, berichtet er.
Im Jahr 2020 reiste Akjif M. schließlich allein nach Deutschland ein. Die Klinik Kipfenberg stellte ihm eine Unterkunft bereit. Nach einer Quarantänezeit begann die Arbeit – just zu Beginn der Coronapandemie. „Auf den Stationen herrschte Ausnahmezustand. Ich war neu im Land, mit Sprachbarriere und ohne Systemkenntnis – und doch wurde ich gut aufgenommen.“ Eine Praxisanleiterin begleitete seine Einarbeitung über mehrere Wochen. Parallel bereitete ihn die Heimerer Akademie in München auf die Kenntnisprüfung vor, die Voraussetzung für die volle Berufsanerkennung.
Seit Ende 2020 arbeitet Akjif M. auf der Intensivstation der Klinik Kipfenberg, einer Neurologischen Fachklinik mit einem Querschnittzentrum. „Die Arbeit ist anspruchsvoll, aber erfüllend. Ich bin Teil eines Teams, das füreinander einsteht und täglich Leben rettet.“ Beruflich hat er sich weiterqualifiziert: Er absolvierte erfolgreich die Fachweiterbildung für Intensiv- und Anästhesiepflege – ein nächster wichtiger Schritt für seine berufliche Integration.
Die Familienzusammenführung erwies sich als große Hürde. Die Suche nach einer geeigneten Wohnung, Voraussetzung für den Nachzug seiner Frau und Kinder, zog sich über 18 Monate hin. „Mit einem ausländischen Namen bekommt man viele Absagen. Das war zermürbend“, erzählt Akjif M. Erst mit einer Sozialwohnung konnte die Familie nachkommen. Doch die Herausforderungen blieben: fehlende Kindergartenplätze, Sprachprobleme der älteren Tochter und soziale Isolation belasteten die Familie. Mit Ausdauer und Unterstützung durch Nachbarn fand die Familie schließlich Anschluss. „Heute haben wir Freunde – besonders ein älteres Ehepaar hat uns herzlich aufgenommen. Sie sind wie Großeltern für unsere Kinder.“
Trotz aller Erfolge bleibt Akjif M. nachdenklich. „Ich fühle mich oft noch fremd. Die Menschen sind hier distanzierter, und als Ausländer wird man nicht immer gleichbehandelt.“ Hinzu kommen Unsicherheiten: Die Anerkennung der beruflichen Qualifikation seiner Frau stockt, ihre Aufenthaltserlaubnis ist seit über einem Jahr in Bearbeitung.
Trotz aller Schwierigkeiten zieht Akjif M. eine positive Bilanz: „Ich habe eine sichere Arbeitsstelle, kann meine Familie versorgen und mich weiterentwickeln.“ Die Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft sieht er als symbolischen Schritt. „Wir wollen dazugehören und hier Wurzeln schlagen.“
Das Beispiel von Akjif M. zeigt, wie groß das Engagement internationaler Pflegekräfte ist, um in Deutschland beruflich Karriere zu machen. Dafür sind bürokratiearme und transparente Strukturen wichtig: wie Sprachförderung, zügige Berufsanerkennung und Integration. Denn qualifizierte Zuwanderung kann nur dann gelingen, wenn sie von guten Rahmenbedingungen, gesellschaftlicher Offenheit und institutioneller Unterstützung begleitet wird.
