Kolumne Thomas Bublitz

Neustart nötig

Die Lage ist nicht gut. Die Wirtschaft lahmt; die Kosten am Produktionsstandort Deutschland sind einfach zu hoch. Die Beiträge an Krankenkassen, Rentenversicherung und soziale Pflegeversicherung erreichen ein Rekordniveau und dennoch bleiben Defizite in ihren Kassen. Die neue Bundesregierung muss deshalb dringend einen neuen Kurs in der Gesundheitspolitik einschlagen. Die bisherige planwirtschaftliche Gesundheitspolitik ist zu teuer und zu unflexibel. Die vielen Regularien schaffen nur Verbote und Sanktionen, aber keine Anreize für Weiterentwicklungen und Innovationen. Deshalb brauchen wir im Gesundheitswesen dringend einen Schwenk zu mehr Ökonomie und Wettbewerb. In diese Richtung argumentiert auch die Vorstandschefin des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer. Bei der Veranstaltung GKV live „Kassen leer – System in Gefahr“ in Berlin sagte sie: „Man braucht keine Entökonomisierung, sondern mehr Ökonomie, wie immer, wenn die Ressourcen knapp sind.“

Aus meiner Sicht steht die Gesundheitsversorgung zukünftig vor der großen Herausforderung, mit immer weniger Mitarbeitenden immer mehr ältere und kränkere Patient:innen versorgen zu müssen. Dies wird vor allem in ländlichen Gebieten nicht mehr mit den bestehenden Regularien von starren und theoretischen Personalvorgaben möglich sein, weil die Menschen dafür fehlen.

Die neue Bundesregierung wäre deshalb gut beraten, wenn sie erste Gehversuche in Richtung eigenverantwortlich handelnder Gesundheitsregionen wagen würde. Die Krankenkassen zahlen mit befreiender Wirkung Versorgungspauschalen je Einwohner an die Regionen. Die Gesundheitsregionen wiederum organisieren die Patientenversorgung eigenständig und ohne Sektorentrennung. Die Krankenkassen verlieren die Motivation, alles mit viel Aufwand kontrollieren zu wollen. Das System würde nachhaltig von Bürokratie entlastet und auch für die Patient:innen verständlicher. Natürlich bedarf es dann mehr Transparenz in Sachen Behandlungs- und Ergebnisqualität. Patient:innen dürfen die Versorgungsregion wechseln, wenn sie mit der Behandlung und dem Service in ihrer Region unzufrieden sind. Dann muss die Region die Behandlung in der Nachbarregion bezahlen.

Es ist meine große Hoffnung, dass die neue Bundesregierung einen wirklichen Neuanfang in der Gesundheitspolitik wagt, statt an kleinen Schräubchen zu drehen.