Statements aus dem BDPK-Vorstand

Herausforderungen für Krankenhäuser und Reha

Aufbauend auf der Krankenhausreform will die neue Bundesregierung eine hochwertige und bedarfsgerechte Patientenversorgung sicherstellen. Zudem soll Bürokratie abgebaut, die Digitalisierung vorangetrieben und die ambulante Versorgung gestärkt werden. Zu möglichen Lösungsansätzen befragen wir an dieser Stelle in den kommenden Monaten Mitglieder des BDPK-Vorstands.

Robert Möller, CEO Helios Kliniken und Vorstandsmitglied von Fresenius
Herr Möller, wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für die Krankenhäuser in Deutschland?

Die größten Herausforderungen bestehen darin, die Versorgungsstrukturen zukunfts- gerichtet zu verändern. Dabei geht es um Effizienzorientierung und medizinische Qualität gleichermaßen. Beide Aspekte gehören für mich zusammen und sind keine Gegensätze. Wir sind bei Helios für einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen und eine hohe Qualität bekannt. Demgegenüber gibt es aber zu viele Kliniken, die ineffizient arbeiten. Das bindet personelle und finanzielle Mittel, die im Sinne einer bedarfsgerechten Versorgung besser eingesetzt werden könnten. Gleichzeitig braucht es noch mehr Anreize für wirtschaftliches und qualitätsorientiertes Handeln. Die Ressourcen sollten so eingesetzt werden, dass eine relevante Verbesserung in der Ergebnisqualität erreicht wird, denn daran sollten wir uns orientieren und messen lassen. Dies ist die Voraussetzung für Veränderungen und Innovationen im Krankenhauswesen. Das Krankenhauspersonal in Deutschland wird dort gebraucht, wo eine hochwertige und planbare Behandlung stattfindet – nicht in rein historisch gewachsenen Strukturen. Hinzu kommt, dass wir stationäre und ambulante Strukturen noch stärker verzahnen müssen. Gerade bei planbaren Eingriffen oder chronischen Erkrankungen sind integrierte Ansätze gefragt, die wir bei Helios zum Beispiel mit einem bundesweiten Netz aus Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren (MVZs) aktiv vorantreiben. Und wir brauchen noch mehr und noch schnellere Digitalisierung – in der Kommunikation, bei Prozessen, aber auch bei der Unterstützung medizinischer Entscheidungen.

Welche Lösungsmöglichkeiten empfehlen Sie der neuen Bundesregierung?

Zunächst einmal sollten wir den eingeschlagenen Weg einer Reform des Krankenhaussektors weitergehen. Wir begrüßen die Ziele der Krankenhausreform ausdrücklich, insbesondere die stärkere Spezialisierung und Leistungskonzentration. Die Qualitätstransparenz ist noch nicht ausreichend umgesetzt und wir wünschen uns eine weitreichendere Ausgestaltung. Bei der Reform wird es meines Erachtens mehr denn je darauf ankommen, Fachabteilungen, Kliniken und Medizinische Versorgungszentren noch besser zu vernetzen und regionale Verbünde zu bilden, so wie wir bei Helios es mit unseren Krankenhaus-Clustern bereits seit Längerem tun. Die Stärkung des ambulanten Bereichs – etwa durch die gezielte Einbindung von MVZs – ist richtig und sollte ebenfalls fortgeführt werden. Dies entlastet die stationäre Versorgung und erhöht die Effizienz im System. Generell braucht es weniger Regulierung und mehr Anreize, um die Versorgung patientenzentriert, in hoher Qualität und wirtschaftlich zu gestalten.

Dr. Ursula Becker, Geschäftsführende Gesellschafterin, Dr. Becker Unternehmensgruppe
Frau Dr. Becker, wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für die Reha-Kliniken in Deutschland?

Erstens ist die Reha politisch unterrepräsentiert. Im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und anderen Gremien fehlt eine eigenständige Stimme, sodass unsere Erfahrungen oft nur indirekt in Entscheidungen einfließen. Das führt zu praxisfernen Lösungen, die Personal und Ressourcen unnötig belasten. Beispiel: Änderungen zur Bewilligung von Anschlussreha und Einführung des Singer Patientenprofils

Zweitens werden Reformen wie die Krankenhaus- oder die Pflegeausbildungsreform ohne systematische Einbindung der Reha umgesetzt. So bleiben Reha-Kliniken weiterhin von der Anerkennung als Ausbildungsstätten ausgeschlossen, obwohl sie einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten können. Oder die Nichtnennung der Rehakliniken im Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität.

Drittens belasten steigende regulatorische Anforderungen, bei Personal, IT-Sicherheit, Datenschutz, Betreiberpflichten, Klimaanpassungen und vieles mehr die Kliniken finanziell und organisatorisch stark. Gleichzeitig erschweren die Vergütungssysteme Investitionen und langfristige Planung, etwa für den baulichen Erhalt. Das ab 1.1.2026 greifende neue DRV-Vergütungssystem ist für alle Kliniken eine Black Box, bereitet größte Sorgen und lässt Stand heute keine seriöse Planung über 2025 hinaus zu.

Insgesamt fehlt der Reha die notwendige politische Sichtbarkeit und Unterstützung – das muss sich dringend ändern.

Welche Lösungsmöglichkeiten empfehlen Sie der neuen Bundesregierung?

Die neue Bundesregierung sollte der medizinischen Rehabilitation endlich den Stellenwert geben, den sie verdient. Zunächst brauchen wir eine eigenständige Reha-Vertretung auf Bundesebene, die Praxis und Wissenschaft bündelt und aktiv in Gesetzgebungs- und Regulierungsprozesse eingebunden ist. Nur so fließen unsere praktischen Erfahrungen systematisch ein.

Zudem müssen die Strukturen bürokratiearm und innovationsfreundlich umgebaut werden, damit neue Versorgungskonzepte schnell erprobt und bei Wirksamkeit in die Regelversorgung übernommen werden können. Das Primat der Ergebnisqualität muss endlich gelten – Qualität statt starrer Vorgaben.

Eine Reform der Selbstverwaltung ist ebenfalls nötig: Reha-Leistungserbringer müssen besser in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, etwa mit einer festen Vertretung im G-BA. Auch im SGB VI brauchen wir eine Schiedsstelle.

Darüber hinaus sind flexiblere Vergütungssysteme nach Patientenbedürfnissen und die Refinanzierung von Gebäudeinvestitionen notwendig, um den baulichen Zustand der Kliniken zu anzupassen. Zudem muss im neuen DRV-Vergütungssystem klargestellt werden, dass ohne Ausnahme alle Gehälter bis zur Höhe der Tarifgehälter berücksichtigt werden und es eine Konvergenzphase gibt.

Dringend notwendig ist eine zentrale Stelle für die schnelle und verlässliche Anerkennung von ausländischen Schul- und Berufsabschlüssen gerade im Gesundheitswesen.

Medizinische Rehabilitation ist eine Investition in die Zukunft – um ihren Versorgungsauftrag weiterhin zu erfüllen braucht sie bessere Rahmenbedingungen.