Kolumne Thomas Bublitz

Plädoyer für mehr Wettbewerb

Gerne fahre ich in Berlin abends zum Ausgleich des Bürojobs mit meinem Rennrad. Meine Lieblingsstrecke führt über den Kronprinzessinnenweg zum Großen Wannsee. Eine wunderbare Fahrradautobahn über viele Kilometer, die ein wenig „Tour de France“-Feeling in Berlin vermittelt. Ich trete in dem mir angenehm erscheinenden Tempo in die Pedale und komme mit ordentlicher Geschwindigkeit gut voran. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem mich ein anderer Rennradler überholt. Der Abstand vergrößert sich langsam und ich fange an zu überlegen: Soll ich die mittlerweile entstandene Lücke zufahren? Schon trete ich schneller und „gebe mehr Gas“, als ich es ohne diesen kleinen Wettbewerb getan hätte. Der Wettbewerb mit dem unbekannten Überholer hat mich angespornt, schneller zu fahren, was schließlich auch die Aufgabe des Rennradfahrers ist.

So funktioniert der Wettbewerb immer: Er spornt an, sich anzustrengen, besser zu werden und Erfolge zu haben. Das ist auch für Krankenhäuser wichtig. Wir müssen uns jeden Tag mehr anstrengen, um kranke Patient:innen besser zu behandeln. Dabei müssen wir darauf achten, die Ressourcen in Form von Fachkräften, medizinischem Bedarf und Ähnlichem klug einzusetzen. Schließlich darf die Versorgung der Patientinnen und Patienten über alles gesehen nicht mehr Kosten verursachen als die Krankenhäuser dafür an Erlösen bekommen. Weiterhin müssen Patient:innen das Gefühl haben, dass wir uns gut um sie kümmern – vor, während und nach der Behandlung. Die Verbesserung ist also ein immerwährender Prozess. Unbestritten können das manche Krankenhäuser besser als andere. Das spornt aber auch weniger gute Krankenhäuser an, besser zu werden. Ein wichtiges Element im Wettbewerb sind die Patienten, die entscheiden, wo sie behandelt werden wollen. Für eine gute Entscheidung erhalten sie weitgehende Transparenz über die Qualität bei IQM oder im Deutschen Krankenhausverzeichnis. Vielleicht auch irgendwann im Bundes-Klinik-Atlas von Minister Lauterbach.

Der Wettbewerb im Gesundheitswesen ist nichts Schlechtes. Im Gegenteil, er spornt uns an, besser zu werden. Davon brauchen wir nicht weniger, sondern mehr in unserem Gesundheitswesen. An die Gesundheitspolitker:innen von Bündnis 90/Die Grünen gerichtet: Die besseren Rennradler sind nicht daran schuld, dass es auch Schlechtere gibt. Sie spornen die Schlechteren aber an, besser zu werden. Das ist doch gut!