Weitere Fakten
Vorbehalte emprisch nicht belegbar
Im AOK-Krankenhaus-Report 2014 erschien ein Beitrag, der aus der Sicht privater Träger besonders hervorzuheben ist. Dr. Boris Augurzky und Professor Andreas Beivers beschäftigten sich mit Krankenhausprivatisierungen und ihren Effekten. Die Autoren gehen den immer wieder geäußerten Befürchtungen nach, zwischen der Gewinnerzielungsabsicht privater Krankenhausträger und der Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen, flächendeckenden Krankenversorgung könnte es zu Zielkonflikten kommen. In ihrer Untersuchung über die Auswirkung von Privatisierung stellen sie fest, dass Vorbehalte gegenüber privaten Kliniken empirisch nicht belegbar sind.
Bezogen auf die Beteiligung an der medizinischen Versorgung zeigt der Beitrag, dass private Krankenhäuser in gleichen Anteilen wie kommunale und freigemeinnützige Träger an der ländlichen Versorgung beteiligt sind. Das Durchschnittsalter der behandelten Patienten lag 2009 bei Häusern in privater Trägerschaft bei 57,9 Jahren, bei freigemeinnützigen bei 55,7 Jahren und bei kommunalen 55,6 Jahren.
Keine Unterschiede stellten die Autoren bei der Vorhaltung von medizinisch-technischer Infrastruktur fest. Private Träger verfügen über eine überdurchschnittliche Zahl von Intensivbetten zur Behandlung von schwer erkrankten Patienten und entsprechend auch zur Sicherstellung der (Notfall-) Versorgung. Bezogen auf die Qualität der Leistungserstellung zeigen die Analysen, dass sich Qualität und Wirtschaftlichkeit ergänzen. Die trägerspezifische Auswertung der qualitativen Auffälligkeiten der Krankenhäuser zeigen leichte Vorteile von Krankenhäusern in privater Trägerschaft, die qualitativ weniger auffällig sind als Krankenhäuser in anderer Trägerschaft. Basierend auf Daten der Techniker Krankenkasse aus den Jahren 2006 und 2010 wurde zudem die Patientenzufriedenheit analysiert. Es bestehen keine signifikanten trägerspezifischen Unterschiede.
Wir behandeln Patienten – und keine Betten!
In einem an die Gewerkschaften und ihre Einrichtungen gerichteten Appell mahnt der BDPK zu mehr Sachlichkeit in den Diskussionen über die Zukunft der Krankenhäuser und weist darauf hin, dass die Verantwortung für Patienten und Beitragszahler vorrangig vor Stellenplan-Diskussionen ist.
Der BDPK appelliert an die Gewerkschaften und ihre Einrichtungen, bei den notwendigen Diskussionen über die Zukunft von Krankenhäusern auf ideologische Polemik zu verzichten und stattdessen die Belange der Patienten und Beitragszahler stärker zu beachten. Gegenwärtig würden die teils heftigen Auseinandersetzungen über den Erhalt oder die zukünftige Trägerschaft von Kliniken allzu oft nur aus Sicht der Belegschaft und ihrer Vertreter geführt, wobei diese versuchten, mit dem „Schreckgespenst Arbeitsplatzverlust“ andere Argumente zu verdrängen. Dies schade der notwendigen sachlichen und sachgerechten Weiterentwicklung des Krankenhaussektors, meint Thomas Bublitz, Hauptgeschäftsführer des BDPK, denn: „Wirklich sichere Arbeitsplätze gibt es auf Dauer nur in wirtschaftlichen Krankenhäusern – und das sind in der Regel diejenigen mit den besten Leistungen für die Patienten.“ Deshalb sei es erforderlich, bei der Krankenhausversorgung die Bedürfnisse der Patienten in den Mittelpunkt zu stellen, woraus zwangsläufig ein Wettbewerb um die „beste Leistung zu adäquaten Preisen“ resultiere. Dazu gehöre außerdem auch, dass die in Deutschland bestehende und politisch gewollte Trägerpluralität im Krankenhaus-Sektor nicht angegriffen sondern – im Sinne von mehr Patientensouveränität – gestärkt werde.
Unwirtschaftliche Krankenhäuser sind eine doppelte Belastung
Auslöser für den Appell ist, so Thomas Bublitz, eine „emotionale Stimmungsmache,” die sein Verband bei den Gewerkschaften und gewerkschaftsnahen Organisationen zunehmend beobachtet habe. Ein Beispiel sei der von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung herausgegebene Sammelband „Privatisierung von Krankenhäusern – Erfahrungen und Perspektive aus Sicht der Beschäftigten.“ In diesem werde unter anderem anhand der Mitarbeiterzahl je Krankenhaus-Bett suggeriert, dass Kliniken in privater Trägerschaft eine schlechtere Personalausstattung als öffentliche Häuser hätten. Dazu Bublitz: „Tatsache ist, dass das Personal in den Kliniken Patienten behandelt und keine Betten. Das Statistische Bundesamt dokumentiert seit Jahren, dass die Anzahl der Patienten pro Arzt und Pflegekraft bei allen Krankenhausträgern nahezu gleich ist.“ Mit den Zahlenspielen und anderen Bedrohungsszenarien wolle die Gewerkschaftsseite, so vermutet Bublitz, bewusst den Eindruck erwecken, dass wirtschaftlicher Erfolg von Kliniken zu Lasten der Mitarbeiter und der Behandlungsqualität gehe. Dies sei zwar öffentlichkeitswirksam und könne für die Mitgliederwerbung dienlich sein, es sei aber sachlich falsch und widerspreche zudem den gesamtgesellschaftlichen Erfordernissen, wie der BDPK-Hauptgeschäftsführer erläutert: „Was einem der gesunde Menschenverstand sagt, haben auch wissenschaftliche Studien bewiesen, dass nämlich medizinische Qualität und wirtschaftlicher Erfolg von Kliniken in einem direkten Zusammenhang stehen. Unwirtschaftliche Krankenhäuser sind eine doppelte Belastung, erstens durch die schlechtere Patientenversorgung und zweitens durch unnötig hohe direkte und indirekte Kosten.“ Da es in unwirtschaftlichen Kliniken außerdem keine sicheren Arbeitsplätze gebe, sei die Polemik letztlich auch nicht im Interesse der Arbeitnehmer.