Deutscher Reha-Tag 2024
Gemeinsam Besserung schaffen
Mit einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung wurde am 11. Oktober in Berlin der 21. Deutsche Reha- Tag eröffnet. Im Mittelpunkt standen die Zugangswege zur Reha. Über weitere lokale Veranstaltungen informiert der Deutsche Reha-Tag auf seiner Homepage.
Eröffnet wurde die Veranstaltung im Haus der Diakonie Deutschland von den Hausherren Dr. Jörg Kruttschnitt, Vorstand im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung, und Dr. Tomas Steffens, Referent für Medizinische Rehabilitation, Prävention und Selbsthilfe der Diakonie Deutschland. Sie begrüßten die teilnehmenden Gesundheits- und Sozialpolitiker:innen, die Verantwortlichen aus dem Bundesgesundheits- und Arbeitsministerium sowie die Vertreter:innen der Leistungsträger und -erbringer. In ihrem anschließenden Grußwort schilderte die Schirmherrin des Deutschen Reha- Tages 2024, Kerstin Griese, MdB und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Soziales, ihre persönlichen Reha-Erfahrungen. Eine Reha im Frühjahr hatte ihr nach einer Knie-Operation geholfen, wieder fit zu werden. „Die frühzeitige Erkennung von Bedarfen und passgenaue Leistungen sind Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Rehabilitationsprozess. Um schnell, barrierefrei und vor allem bedarfsgerecht Leistungen zu ermöglichen, muss es gelingen, den Zugang zu den verschiedenen Reha- Möglichkeiten bürokratiearm zu gestalten und zu vereinfachen“, sagte Griese. Die Digitalisierung biete hier enorme Chancen, sei aber auch eine Herausforderung, denn ein schlechter Prozess werde nicht besser, nur weil man ihn digitalisierte, so Griese.
Auch Brigitte Gross, Direktorin der Deutschen Rentenversicherung Bund, erklärte in ihrem Vortrag, dass der Zugang zu Reha-Leistungen ein entscheidender Schlüssel sei, um dem Erwerbsminderungsrisiko entgegenzuwirken. Bei der frühzeitigen Bedarfserkennung sind Modellprojekte wie der Ü45-Check oder das Pilotprojekt „RV Proaktiv“ wichtige Instrumentarien bei der DRV. „Rechtzeitig, individuell, einfach und barrierefrei – das sind wichtige Aspekte für den Zugang zu den Reha-Leistungen der DRV“, hob Gross in ihrem Vortrag hervor.
Kathrin Federmeyer, Medizinischer Dienst Niedersachsen, widmete sich in ihrem Vortrag dem Thema „Reha vor und bei Pflege: Feststellung des Rehabilitationsbedarfes in der Pflegebegutachtung“. Dem gesetzlich verankerten Grundsatz werde der Medizinische Dienst durch Empfehlungen zur medizinischen Reha bereits in der Phase der Pflegebegutachtung bei Erstantragsstellern gerecht, so Federmeyer. Mit konkreten Zahlen belegte Federmeyer die zunehmenden Empfehlungen für ambulante Reha-Maßnahmen explizit für Menschen mit Pflegegrad 1 und 2.
Einheitlichkeit und Nahtlosigkeit
Gülcan Miyanyedi, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR), behandelte in ihrem Vortrag den gemeinsamen Grundantrag für Reha- und Teilhabeleistungen. Dies sei ein nicht gerade leichtes Unterfangen, sondern ein Mammutprojekt, das im Mai 2023 gestartet wurde. Ziel ist die Förderung eines einfachen, ganzheitlichen, (auch) digitalen Zugangs, ausgehend vom Bedarf einer Person. Dieses Ziel beinhaltet die Entwicklung und Erprobung eines (digitalen) Prototyps für den trägerübergreifenden Reha-Antrag, trägerübergreifende Planungen für eine schrittweise Implementierung sowie die Information der Reha-Träger vor Ort. Der Prototyp des gemeinsamen Grundantrags wurde bereits erprobt und befindet sich aktuell in der Auswertungsphase. Ab November 2025 soll der gemeinsame Grundantrag systematisch umgesetzt werden.
Als weiterer Redner sprach Dr. Thomas Klein, Geschäftsführer des Fachverbandes Sucht+ e. V., über das 2017 in Kraft getretene Nahtlosigkeitsmodell, dem eine wichtige Rolle bei den Reha-Zugangswegen in der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen zukommt. Das Modell wurde von den Krankenkassen, der Rentenversicherung und den Leistungserbringerverbänden entwickelt und listet heute rund 360 Akutkliniken auf, die die dafür nötigen Kriterien erfüllen. Zentrale Bedeutung hätten, so Klein, die Haus- und Fach- ärzt:innen sowie die Psychotherapeut:innen in Kombination mit Akutkliniken und ambulant pharmakologischer Unterstützung. Prävention und Rehabilitation stärker miteinander zu vernetzen, berge nach wie vor großes Potenzial bei der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen. Den Abschluss der Impulsvorträge bildeten Ines Krahn vom Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen und Dr. Christopher Kofahl, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sie stellten ihre Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „KoReS“ – Kooperation mit der Selbsthilfe in Rehabilitationskliniken vor.
Nach den Vorträgen befassten sich die Expert:innen in einer Podiumsdiskussion mit den aktuellen Herausforderungen beim Zugang zur medizinischen Reha. Auf dem Podium nahmen dabei auch Ingo Dörr, Arbeitskreis Gesundheit e. V., Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Deutsche Vereinigung für Rehabilitation, sowie Dr. Irmgard Landgraf und Dr. Jaime-Jürgen Eulert-Grehn vom Hausärzteverband Berlin und Brandenburg e. V. teil. Themen waren die strukturellen Probleme und bestehende Herausforderungen für Hausärzte bei der Beantragung von Reha-Leistungen. Moderatorin Friederike Neugebauer, Bündnis Kinder- und Jugendreha e. V., fasste zum Ende der Podiumsdiskussion zusammen: Um den einfachen und bürokratiearmen Zugang zur Rehabilitation chan- cengerecht zu gestalten, sind der Austausch und das Miteinander aller Akteure und notwendig.