Kolumne Thomas Bublitz
Ökonomische Wahrheiten
Friedrich Nietzsche, der große Philosoph, hat den Satz geprägt: „Wer nicht lügen kann, weiß nicht, was die Wahrheit ist.“ Dieser tiefgründige Gedanke lässt die Argumentation von Bundesminister Lauterbach über die Vorteile seiner Krankenhausreform durch die geplante Entökonomisierung in einem anderen Licht erscheinen. Jeder oberflächliche Betrachter fühlt sich wohl in Lauterbachs Welt: Es ist eine wunderbare Vorstellung, dass für die eigene Gesundheit zukünftig alles getan wird, sozusagen um ihrer selbst Willen, und dies nicht in Euro und Cent bewertet wird. Allerdings hält diese Idee keiner tieferen Überprüfung stand und das weiß sicher auch der Mediziner und Gesundheitsökonom Lauterbach.
Die Bereitstellung unseres Gesundheits- und Sozialsystems verlangt gigantische Investitionen, die nicht der Staat leistet, sondern vor allem private Investoren. Warum? Weil sie es als Geschäftsmodell sehen, kranke Menschen gesund zu machen. Aus meiner Sicht eine sinnvolle Verwendung des privaten Kapitals. Das ist schon seit Menschengedenken so. Konkret gäbe es ohne privates Risikokapital keine Arztpraxis, keine Apotheke, keinen forschenden Arzneimittelhersteller, keinen Physiotherapeuten und auch keine Krankenhäuser. Vermutlich auch keine öffentlichen Krankenhäuser, denn nur die wenigsten Kommunen könnten sich Krankenhäuser ohne Gegenfinanzierung leisten.
Plötzlich sind wir mittendrin in der Ökonomie, ohne die es gar nicht geht! Natürlich ist es so, dass die Menschen, die in unserem Gesundheitswesen für die Patienten da sind, dies nicht für „Gotteslohn“ tun. Und warum sollte jemand in ein mehrere Millionen Euro teures Herzkatheterlabor, ein modernes CT oder einen Hybrid-OP investieren, wenn er keine Chance sähe, sein Geld mit Verzinsung zurückzubekommen? Das ist und bleibt Ökonomie und ist zum Vorteil der Patienten, die auf ein leistungsfähiges Gesundheitssystem vertrauen dürfen. Das alles geschieht in Deutschland streng geregelt und einem „sorgenden Motiv“ untergeordnet. So wird entfesselte Kommerzialisierung verhindert, die von der Ökonomisierung sauber zu trennen ist. Entökonomisierung ist also gar nicht möglich!
Ich bin sicher: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiß, was die Wahrheit ist.