Defizit wird zur Belastung für alle

Obwohl Mütter, Väter und Kinder dringender denn je Reha und Vorsorge brauchen, geraten die Kliniken immer tiefer ins Minus. Es droht ein familienpolitisches Debakel. Um der bedrohlichen Fehlentwicklung entgegenzuwirken, hat sich der BDPK mit einem offenen Brief an die Gesundheits- und Familienpolitiker:innen des Bundes gewandt.

Den deutschen Reha- und Vorsorge-Kliniken für Mutter-/Vater-Kind-Maßnahmen fehlen jährlich rund 90 Millionen Euro. Weil sie bereits seit Jahren chronisch unterfinanziert sind, können sie dem steigenden Bedarf nicht mehr gerecht werden und es ist zu befürchten, dass viele Kliniken schließen müssen. Da mindestens ein Fünftel aller Mütter und Väter von Kindern unter zwölf Jahren eine Reha- oder Vorsorgemaßnahme benötigen, droht eine massive Zunahme sozialer Probleme und ein deutlicher Anstieg der Arbeitsausfälle wegen Depressionen, Erschöpfung und Burnout.

Nach einem vom BDPK beauftragten unabhängigen Experten-Gutachten hätten die Mutter-/Vater-Kind-Einrichtungen im Jahr 2021 einen Tagessatz in Höhe von 115,74 Euro gebraucht, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Einschließlich der inflationsbedingten Preissteigerungen wäre für das Jahr 2022 ein Tagessatz von mindestens 120 Euro erforderlich. Der tatsächliche Satz liegt durchschnittlich aber nur bei knapp über 80 Euro, also um 40 Euro zu niedrig. Bei rund 105.000 durchgeführten Maßnahmen mit einer Dauer von 21 Tagen ergibt sich ein jährliches Defizit der Kliniken von rund 90 Millionen Euro. Laut Gutachten besteht die Finanzierungslücke in ähnlicher Höhe bereits seit Jahren. Durch die Folgen der Pandemie und die jüngsten Preissteigerungen droht sich die Schieflage jetzt zu verschlimmern.

Um der bedrohlichen Fehlentwicklung entgegenzuwirken, hat sich der BDPK mit einem offenen Brief an die Gesundheits- und Familienpolitiker:innen des Bundes gewandt. Der Verband fordert darin eine gesetzliche Anpassung des bestehenden Vergütungssystems. Zudem weist der BDPK die Politiker:innen darauf hin, dass die Ausgaben für Mutter-/Vater-Kind-Leistungen eine nachhaltige Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft sind. Jede einzelne Mutter-/Vater-Kind-Maßnahme trägt dazu bei, dass Ausgaben in anderen Leistungsbereichen verhindert werden. Wissenschaftlichen Berechnungen zufolge gewinnt die Gesellschaft durch jeden in die medizinische Rehabilitation und Vorsorge investierten Euro mindestens fünf Euro zurück. Der Ausgleich des Defizits bei den Mutter-/Vater-Kind-Einrichtungen würde also einen Ertrag von fast 500 Millionen Euro bewirken.

Die BDPK-Pressemitteilung können Sie hier als Word-Datei und als PDF herunterladen.

Außerdem können Sie hier das in der Pressemitteilung genannte Schreiben des BDPK an die Politik und das aktuelle aktiva-Gutachten herunterladen.