Seit nahezu zwei Jahren müssen sich die Kliniken mit umfangreichen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie beschäftigen. Wenn ich sage: die Kliniken, dann sind damit wesentlich die Mitarbeitenden aus den unterschiedlichen Berufsgruppen gemeint. Tagein, tagaus sind sie gefordert, den Klinikbetrieb flexibel zu gestalten und sich der Gesamtlage kontinuierlich anzupassen. Die Strukturen in den Krankenhäusern und Reha-/Vorsorgeeinrichtungen richten sich an dem zu erwartenden Leistungsgeschehen aus, dabei sind pauschalierte Personal- und Sachmittel für jeden Behandlungsfall vorgegeben.
Seit zwei Jahren ist alles anders
Patientinnen und Patienten, Mitarbeitende, Angehörige und Besucher müssen regelmäßig getestet werden. Zum Schutz sind maximal erhöhte Hygieneanforderungen sicherzustellen. Patienten müssen isoliert werden, wenn der Verdacht besteht, dass sie infiziert sind oder wenn eine Infektion bereits bestätigt ist. Zeit zum Verschnaufen, zum Innehalten, bleibt nicht mehr. Nach zwei Jahren der Krisenbewältigung sind viele Mitarbeitende erschöpft, die Ausfallzeiten steigen stark an. In den ersten Monaten des Jahres 2022 rechnen die Fachleute mit massiv steigenden Patientenzahlen, da die Omikron-Virusvariante stark ansteckend ist. Sie ist möglicherweise in ihrer Erkrankungsintensität weniger ausgeprägt, jedoch werden allein die steigenden Fallzahlen dafür sorgen, dass Krankenhaus- und Intensivkapazitäten noch stärker als bisher in Anspruch genommen werden. Gleichzeitig haben die Kliniken erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Die Patientenzahlen gehen zum Teil zurück, weil Patientinnen und Patienten verunsichert sind und Vorsorgetermine, Untersuchungen und Behandlungen verschieben. Neben Fallzahlrückgängen konnten coronabedingt in 2020 und auch in 2021 zudem viele Budgetverhandlungen nicht stattfinden, da ein Treffen der Verhandlungsgremien nicht möglich war. Gleichzeitig konnten die Kosten für Personal- und Sachmittel nicht angepasst werden, obwohl coronabedingt ein deutlich höherer Personal- und Sachmitteleinsatz zu verzeichnen ist. Die Gesamtsituation ist geprägt von einer extrem hohen Belastung für die Krankenhäuser und die Mitarbeitenden aller Berufsgruppen, gleichzeitig besteht eine hohe Unsicherheit, weil die wirtschaftliche Existenz vieler Kliniken gefährdet ist.
Der GKV fehlt das Verständnis
In dieser Situation fordert unter anderem die Deutsche Krankenhausgesellschaft von der Politik mehr Flexibilität, die temporäre Aussetzung der Personalstrukturvorgaben, den sanktionslosen Verzicht auf medizinisch nicht notwendige Dokumentationen oder das Aussetzen der Prüfungen durch den Medizinischen Dienst. Das ist richtig, denn die Krankenhäuser benötigen gerade jetzt mehr Flexibilität und krankenhausindividuelle Steuerungsmöglichkeiten, um auf die täglich veränderte Situation adäquat reagieren zu können. Und wie reagieren die Krankenkassen? Leider haben sie nichts Besseres zu tun, als den Krankenhäusern Vorhaltungen zu machen. Die GKV-Vorsitzende Doris Pfeiffer warnt in einem Interview vor dem temporären Aussetzen und dem generellen Abschaffen zum Beispiel der Personaluntergrenzen in der Pflege. Diese „dienen auch dem Schutz der Patientinnen und Patienten vor schlechter Versorgung“, so Pfeiffer und betont, dass „viele Jahre lang die Kliniken auf Kosten des Pflegepersonals gespart“ hätten. So pauschal sie formuliert, so falsch und ärgerlich sind diese Vorwürfe. Pfeiffer zeigt bedauerlicherweise keinerlei Verständnis für die Lage der Mitarbeitenden in den Krankenhäusern.
Wichtige Vernetzung im BDPK
Gerade jetzt ist es umso wichtiger, sich zu vernetzen und zu kooperieren. Im BDPK können sich Kliniken und deren Träger gegenseitig unterstützen und Lösungen in einer großen Gemeinschaft entwickeln. Hier können wir diskutieren, uns beraten und gemeinsam starke Positionen gegenüber Politik und Sozialleistungsträgern erarbeiten. Ich freue mich auf die Mitarbeit im Vorstand des BDPK und als Vorsitzender des Fachausschusses Tarif und Personal.